Sächsische Rasenmäher für Sibirien
Welcher Rasenmäher könnte sich solcher Parameter brüsten, dass er dazu imstande wäre, den Rasen in den sibirischen Weiten zu mähen? Solche und ähnliche Fragen stellten sich scherzhaft die Teilnehmer einer russischen MP-Gruppe im Vorfeld des Besuchs bei der Multikon GmbH im sächsischen Großenhain.
Nicht darauf lag jedoch das Augenmerk bei diesem Unternehmensbesuch, sondern vielmehr darauf, wie aus einer Idee ein Produkt und daraus ein inzwischen erfolgreich auf dem europäischen Markt agierendes sächsisches Familienunternehmen wird. Firmengründer und Geschäftsführer Konrad Freudemann ist weit über das rein Geschäftliche hinaus Feuer und Flamme für die innovativen Produkte seines Unternehmens, so dass sich selbst diejenigen unter den russischen Teilnehmern, die ganz anderen Branchen entstammen, schnell für das Unternehmen begeistern ließen. Der Begeisterung würdig ist auch der Fakt, dass sich Innovationen und die erstklassige Qualität mit Komponenten bewerkstelligen lassen, die fast ausschließlich über kurze Lieferketten aus der Region kommen.
Die 21 Unternehmer aus Russland waren im Verlauf der Fortbildung in Deutschland tatsächlich besonders an Erfolgsgeschichten deutscher Familienunternehmen interessiert. Auf welche Weise übersteht man Krisen nicht nur, sondern geht gestärkt aus ihnen hervor? Wie behauptet man sich auf einem globalisierten Markt, findet seine Nische und ist darin nachhaltig erfolgreich? Wie verändert und optimiert man Prozesse so, dass diese das höchste Gut eines Unternehmens – dessen Mitarbeiter – Veränderungen nicht nur mit tragen, sondern aktiv vorantreiben? Vielen dieser Fragen waren einschlägige interaktive Trainings gewidmet, andere wurden am praktischen Beispiel bei Unternehmensbesuchen, wie bei der Multikon GmbH, einstudiert.
Das Managerfortbildungsprogramm des BMWI setzt in diesem Kontext seit jeher auf das Knüpfen und die Vertiefung außenwirtschaftlicher Geschäftskontakte mit deutschen Unternehmen; die in dieser Hinsicht sehr aktiven Teilnehmer aus Russland hatten gegen Ende des Deutschlandaufenthalts insgesamt 93 individuelle Unternehmensbesuche hinter sich gebracht, woraus sich Absichten zu Export- und Importverträgen im Gesamtvolumen von ca. 12 Millionen Euro ergaben. Aleksandr Mikheev vom Ministerium für Verkehrswesen der sibirischen Region Irkutsk war im Auftrag seiner Behörde beispielsweise bestrebt, einen deutschen Lieferanten für Systeme zur Erfassung von Verkehrsverstößen zu kontaktieren und wurde – ganz klar – bei Jenoptik fündig. Mikhail Gugin von der Petersburger Firma Elektromatika ist mit seinem Unternehmen bestrebt, ein stationäres System für das Schmieren von Eisenbahnschienen aufzubauen und suchte Lieferanten für Komponenten. Mit der deutschen Lloyd Dynamowerke GmbH und einigen anderen Unternehmen sollen nun Rahmenverträge unterzeichnet werden. Eine solche oder ähnliche Bilanz konnte jeder Teilnehmer der Gruppe am Ende seines Deutschlandaufenthalts ziehen. Der überwiegende Teil dieser Geschäfte soll, den jeweiligen Kooperationsprojekten zufolge, im Verlauf der kommenden 2 Jahre umgesetzt werden.
„Was im Großen Erfolg bringt, ist im Kleinen geplant – sogar Innovationen. Die deutschen kleinen und mittleren Unternehmen sind in dieser Hinsicht einzigartig“, sagt Svetlana Pachkovskaya, Bauunternehmerin aus Kemerowo und Sprecherin der russischen MP-Gruppe. „Was wir uns aber auf alle Fälle abgucken und bereits jetzt in unseren Unternehmen umsetzen können ist das durchweg wertschätzende Verhältnis gegenüber allen Mitarbeitern eines Unternehmens. Das scheint mir einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren zu sein.“
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