Bauboom mit Nachhaltigkeit
Dresden ist eine der wenigen Städte in den Neuen Bundesländern mit einem stetigen Bevölkerungswachstum. Prognosen zufolge soll die Bevölkerung der Stadt bis zum Jahr 2035 auf knapp 600.000 Einwohner anwachsen. Das führt zu einem seit vielen Jahren anhaltenden Bauboom: Wer durch Sachsen fährt, sieht überall Baustellenkrane, Betonmischer und Baufahrzeuge – insbesondere in Dresden. Es entstehen Einfamilienhäuser, aber auch Gewerbeobjekte und Wohnhäuser mit modernen Apartments sowie familiengerechten Wohnungen. Allein an Wohnungen sollen jährlich 2.000 neu erbaut werden.
Im Rahmen des Managertrainingsprogramms des BMWI haben Branchengruppen eine gewisse Tradition: Medizinwirtschaft, Energieeffizienz und Rohstoffwirtschaft sind die Themen, die solche Branchengruppen einen. Neu 2019 war ein Gruppenformat mit Vertretern der Bauwirtschaft; so besuchten ab Mitte September 19 Führungskräfte aus russischen Bauunternehmen die sächsische Landeshauptstadt, um hier das MP zu absolvieren.
Dies brachte das Sächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verbraucherschutz auf den Plan. Es engagierte sich in der Gestaltung eines Programmteils und ermöglichte den russischen Führungskräften den Besuch zweier zentral gelegener Baustellen und zeigte sich sehr interessiert an einem Erfahrungsaustausch mit den Vertretern der russischen Baubranche. Das tonangebende Thema dieses „Lernorts Unternehmen“ sollte der Arbeitsschutz sein. So sollten moderne Sicherheitsvorkehrungen, individuelle Schutztechnik und Standards aus nächster Nähe erlebt und ihr Einsatz beschrieben werden.
Auch Besucher von Baustellen bedürfen gewisser Schutzausrüstung: Das SMWA stellte Helme und Warnwesten für die gesamte Gruppe zur Verfügung, Arbeitsschutzschuhe konnten vom Fortbildungszentrum NBL schnell besorgt werden, so dass der Visite nichts mehr im Weg stand. Es ging zunächst zur im Stadtzentrum Dresdens gelegenen Baustelle der MaryAnn Appartments, deren Bauträger, die CG Gruppe, die russische Delegation herzlich empfing und weitreichende Einblicke in die Bauabschnitte, den Projektfortschritt und insbesondere auch die zur Anwendung kommende Schutzausrüstung demonstrierte. Die russischen Teilnehmer waren mit Sachverstand und Interesse bei der Sache; dem Bauträger, der sich ausreichend Zeit für den Besuch nahm, waren sie für die Einblicke sehr dankbar. Als nächstes wurde eine in der Nähe gelegene Baustelle „Schlosseck“ aufgesucht; hier kamen die Aspekte Rekonstruktion und Bewahrung historischer Bausubstanz als Themen für den „Lernort Unternehmen“ hinzu.
Während der Besuch der laufenden Baustellen zweifelsohne ein Highlight im Gruppenprogramm war, beschränkten sich die Begegnungen im Verlauf der einmonatigen Fortbildung nicht auf den Erfahrungsaustausch. Der Besuch beim thüringischen Lamellenfenster-Hersteller EUROLAM GmbH war für die Geschäftsführerin des deutschen Unternehmens, Heidrun Hommer, eine willkommene Gelegenheit, unter den MP-Teilnehmern nach Kontakten zu suchen, die ihr authentische Informationen zu einem möglichen Eintritt der Thüringer auf dem russischen Markt liefern würden. Hier geht es nicht nur um Nachfrage, sondern auch um „sibiriengerechte“ Klimafestigkeit. Ziel des vielfach durch Innovations- und Designpreise ausgezeichneten deutschen Unternehmens ist es, seine Systeme von Parallel-Ausstell-Fenstern auch in die russischen Weiten zu liefern.
Am Ende des Monats bestätigen die 19 russischen Teilnehmer die für das MP bekannten hohen Standards bei der Kompetenzvermittlung, konstatieren aber auch geplante Geschäfte mit deutschen Unternehmen in Millionenhöhe. Diese wurden durch die insgesamt knapp 60 individuellen Geschäftskontakte zwischen den Teilnehmern und deutschen Unternehmen angebahnt. Auch sächsische Landtagsabgeordnete nutzten die Gelegenheit, mit den russischen Führungskräften in Kontakt zu kommen. Am Ende der Fortbildung lässt sich wieder resümieren, dass deutsche Unternehmen ein anhaltendes, großes Interesse an Wirtschaftskontakten mit der Russischen Föderation haben.
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